Samstag, 13. April 2019

Wie Usain Bolt lächelnd über die Ziellinie läuft und dabei Rekorde bricht

Sie haben das sicher auch beobachtet und eventuell  - genauso wie ich - bewundert: während seiner aktiven Zeit spielte Usain Bolt noch bis kurz vor dem Start mit dem Publikum. Während seine Gegner sich schon lange im (mentalen) Tunnel befanden ließ sich Usain Bolt noch von den Zuschauern feiern und machte Späße mit Ihnen.

Oder kennen Sie die Shaolin-Mönche, die Übermenschliches vollbringen und dabei eine unglaubliche Ruhe ausstrahlen? Nahezu ohne Anstrengung leisten diese Mönche Dinge von denen wir lange glaubten, dass sie unmöglich sind.

Wie lässt sich das erklären? Sie werden staunen, denn das läßt sich mit einem Wort erklären: FLOW! Usain Bolt, die Mönche und viele andere Personen aus anderen Lebensbereichen, die außergewöhnliches vollbringen besitzen die Fähigkeit, sich in einen Bewusstsein-Zustand zu versetzen, in dem Höchstleistung auf offensichtlich leichte Weise möglich ist. Sie befinden sich dann im FLOW!

Der ungarische Wissenschaftler Mihály Csikszentimihályi erforschte das Flow-Phänomen zwar nicht als erster Wissenschaftler, er tat das aber doch am intensivsten. Als Ergebnis seiner Forschungsarbeit definierte er es als einen beglückenden mentalen Zustand der völligen Konzentration auf eine reibungslos verlaufende Tätigkeit und das völlige Eintauchen darin. Man ist zugleich glücklich und hochkonzentriert, man könnte sagen, dass man sich dabei förmlich in einen Schaffensrausch begibt. Der ungarische Psychologie-Professor gilt als Schöpfer dieses sehr besonderen Phänomens intrinsischer Motivation.

Er definierte die „8 Elemente des Flow“ von man denen man die ersten drei als Voraussetzung für ein Zustandekommen dieses Bewusstsein-Zustandes beschreiben kann. Die fünf darauf folgenden beziehen sich auf das subjektiven Erlebens während des Flows.

Voraussetzungen für ein Flow-Erleben
1. Ziel-Klarheit und unmittelbares Feedback
Diese Komponenten sind vor allem bei sportlichen Tätigkeiten vorhanden. Gerade eine sportliche Betätigung gehört zu den „ureigensten” Flow-Aktivitäten. Jeder Sportler bzw. jede Sportlerin weiß genau was zu tun ist, um einen Wettkampf als Sieger/in zu beenden: die Regeln sind klar definiert und ob eine Handlung zum Erfolg oder zum Misserfolg führt ist sofort erkennbar.

2. Starke Fokussierung auf eine klar definierte Aktion erlaubt es, tief in eine Aktivität einzutauchen. Die alltägliche abgelenkte Aufmerksamkeit, die Verwirrung und Unzufriedenheit stiftet muss völlig ausgeblendet werden können.

3. Das Verhältnis zwischen Herausforderung und Fähigkeiten
Flow ist am besten erlebbar wenn man eine Herausforderung sucht, die im oberen Bereich der eigenen Leistungsfähigkeit liegt. Ist die Herausforderung zu groß entstehen Gefühle wie Angst, Stress in Form von Anspannung und Frust. Der negative Druck wächst. Ist die Herausforderung zu gering entsteht Routine und Langeweile. Das Flow-Erlebnis findet daher in einem durch Unterforderung auf der einen und Überforderung auf der anderen Seite begrenzten Bereich statt.

Das subjektive Erleben von Flow
4. Das Wissen um Kontrolle
Im Flow-Zustand hat man das Gefühl die eigenen Handlungen völlig unter Kontrolle zu haben. „Kontrolle“ ist in diesem Zusammenhang weder zwanghaft noch einschränkend gemeint. Dieses charakteristische Flow-Gefühl beinhaltet viel eher einen Zustand der völligen Machbarkeit von allem was noch auf uns zukommt. Sie erleben völlige Gelöstheit und Angstfreiheit.

5. Der Begriff „Flow“ als Synonym die „Leichtigkeit"
Die harmonische Mühelosigkeit mit der man selbst komplexe und energieraubende Bewegungsabläufe „abspult“ charakterisiert die Flow-Erfahrung am deutlichsten. Der Sportler selbst verspürt keine außergewöhnliche Anstrengung - ganz im Gegenteil! Alles „geht wie von selbst“ und verläuft glatt und ohne Hindernisse.

6. Man vergisst die Zeit
Im tiefen Flow ist das normale Zeitgefühl aufgehoben. Mit dem Ausdruck des „zeitfreien Flow-Modus“ ist folgendes gemeint: Stunden vergehen wie im Flug. Nicht selten ist es mir passiert dass ich nach einem Lauf über die schnell vergangene Zeit überrascht. Erst als ich nach dem Lauf auf die Uhr sah wurde mir bewusst, dass bereits sehr viel Zeit vergangen war.

7. Einswerden von Bewusstsein und der momentanen Handlung
Die absolute Fokussierung auf eine Tätigkeit während des Flow-Zustandes lässt keinen Platz für subjektive Sorgen. Individuelle, persönliche Themen die den Alltag bestimmen werden völlig ausgeblendet. Man ist eins mit dem was man gerade tut. Beim Laufen zum Beispiel können Sie mit der Natur verschmelzen oder mit der Gruppe in der Sie mitlaufen, in einer Mannschaftssportart verschmelzen Sie mit Ihrem Team mit dem Sie eine Tätigkeit gemeinschaftlich ausüben, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen (Team-Flow).

8. IROI: „Immediate Return on Investment“
Nicht das Ergebnis ist wichtig und befriedigend, sondern bereits die Handlung selbst. Der Weg ist also das Ziel - zumindest zu einem großen Teil! Flow-Erfahrungen haben daher eine autotelische Qualität (griechisch autos: selbst und telos: Ziel). Handeln im Flow bringt daher einen „sofortigen Return on Invest“!

Versuchen Sie - unabhängig von der Sportart, die Sie ausüben - diesen Flow-Zustand zu erreichen. Beachten Sie die ersten drei Punkte und versuchen Sie dann sich locker und ohne Zwang auf das zu konzentrieren was Sie gerade tun. Je regelmäßiger Sie Ihre Sportart ausüben und diese Punkte berücksichtigen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen Flow-Zustand erleben dürfen.